Serbien

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Serbien

Sechs Tage fuhr ich durch Serbien und legte dabei 380 km zurück. Nordwestlich von Sombor kam ich ins Land, folgte im Wesentlichen dem Lauf der Donau und verließ das Land hinter Tekija wieder, um nach Rumänien zu fahren.

Besonders fiel mir die Gastfreundschaft und die Hilfsbereitschaft der Serben auf. Im ersten Dorf hinter der Grenze bestellte ich einen Imbiss. Einer der anwesenden Gäste übernahm sofort die Rechnung, spendierte noch ein Getränk dazu und sagte, das hier ist Serbien. In Belgrad fiel mir auf dem Gehweg etwas herunter und ein Autofahrer hielt auf der stark befahrenen Straße an, nur, um das Fenster runterkurbeln und mich darauf aufmerksam zu machen. Leute kamen auf mich zu und fragten nach dem üblichen Woher und Wohin, ob ich schon weiß, wo ich schlafen kann und ob sie mir sonst etwas helfen können. Leute, die ich nach dem Weg zu einem Laden fragte, brachten mich kurzerhand selber hin und passten auf mein Rad auf, während ich dort mit Einkaufen beschäftigt war.

Die Sinti und Roma auf den Dörfern sahen stets arm aus, waren meist in Grüppchen unterwegs, wirkten scheu und sahen sofort weg, wenn man sie anschaute oder grüßte. Sie schienen hier eher schlecht als recht geduldet zu werden. In Belgrad sah man sie oft bei Hochzeiten als spontan dazu stoßende Straßenmusikanten.

In Belgrad stolperte ich in Nastja und Alex hinein, die auf dem Burgberg saßen und zur Gitarre serbisches Liedgut zum Besten gaben. Nastja war aus Bosnien, studierte physikalische Chemie in Belgrad und Alex lebte von Luft und Musik und spielte seit 30 Jahren Gitarre.

Ich tanke meine leeren Musikakkus wieder auf und wir unterhalten uns stundenlang über Gott und die Welt, die Befindlichkeiten zwischen Serben und Kroaten, Nationalismus auf dem Balkan und externe Interessen im serbokroatischen Bürgerkrieg. Ich hatte irgendwann auf dieses Thema gelenkt, weil auf dem kroatischen Teil der Radroute einige Städte immer noch sehr stark vom Krieg gezeichnet waren. Diese Eindrücke standen stark im Widerspruch zu der Freundlichkeit und zwischenmenschlichen Wärme, die mir in Serbien überall begegnet war. Ich gewann neue, innerserbische Einblicke, aber wirklich verstehen konnte ich nicht, was hier damals abgelaufen war.

Entlang der Donau gab es auch viel Natur. Ich sah Wildschweine und fünf Frischlinge türmten zum Glück rechtzeitig, bevor ich zwischen sie und die Bache geraten konnte. Ein Fuchs stand am Wegesrand und beobachtete angestrengt die Wiese, bevor er mich bemerkte und panikartig flüchtete. Reiher saßen an den zahlreichen Tümpeln und Imker hatten ihre Bienenstöcke in den Donauauen aufgestellt. Kurz vor dem Verlassen des Landes in Richtung Rumänien, wo sich die Donau ihren Weg durch die südlichen Karpatenausläufer bahnt, sah ich mehr Bachstelzen als Autos auf der Straße.

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